Was sind Phantasiereisen bzw. Entspannungsreisen?

Phantasiereisen (auch Traumreisen, Märchenreisen, Traumgeschichten, Tagträume, Visualisierungen oder Imagination genannt) gehören zu den "imaginativen Verfahren". Phantasiereisen sind gedankliche Ausflüge während eines tiefen Entspannungszustandes.

 

Wie sind die Phantasiegeschichten entstanden?

Der Analytiker Carl Gustaf Jung verwendete ab 1913 das Vorstellen von Traumbildern für die Persönlichkeitsweiterentwicklung seiner Patienten. Verhaltenstherapeuten nutzen seit 1950 die positive Kraft von Vorstellungs- bildern, um Ängste und Phobien zu behandeln. In der Gestalttherapie werden seit 1960 Phantasiereisen eingesetzt. Die Phantasiereisen gewinnen stetig an Bekanntheit. In der Pädagogik werden Phantasiereisen seit 1970 eingesetzt. Der amerikanische Arzt Carl Simonton setzte die Imagination therapeutisch bei Krebspatienten ein. In der Psychotherapie wird das "Katathyme Bild- erleben", ein tiefenpsychologisch anerkanntes Verfahren, eingesetzt. Für dieses Verfahren lieferte Hanscarl Leuner 1938 erste Wirksamkeitsnachweise, es ist heute als "Katathym-imaginative Psychotherapie" (KIP) bekannt. Bei dieser Methode werden der Tagtraum und die Vorstellungskräfte des Patienten genutzt.


Was passiert bei einer Phantasiereise?

Bei Phantasiereisen verschwimmen die Grenzen zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein; Körper, Geist und Seele können sich regenerieren, sammeln, neu orientieren und Ballast abwerfen. Während einer Phantasie- reise reist der Teilnehmer nicht nur an die Orte, die der Text vorgibt, sondern es ist auch eine "Reise" in die eigene Phantasiewelt. Phantasiereisen dienen z.B. der Entspannung, aber auch dazu, sich besser kennenzulernen und Entscheidungen zu treffen.


Können die Gedanken bei Phantasiereisen wirklich den Körper beeinflussen?

Geistige, seelische und körperliche Vorgänge sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig; z.B. kann eine schmerzliche Erinnerung Wut, Traurigkeit und Tränenfluss bewirken; das Klappern von Geschirr in der Küche kann die Vorstellung, dass es gleich Essen gibt, und den Speichelfluss verursachen. Gedanken und Gefühle verursachen im Körper eine Ausschüttung von Stoffen (z.B. Hormone, Botenstoffe), die den Körper beeinflussen. Wer jetzt noch an der Beeinflussung des Körpers durch Gedanken bzw. Phantasiereisen zweifelt, stelle sich bitte vor, er beiße gerade in eine Zitrone; dieser Gedanke wird mit Sicherheit einen erhöhten Speichel- fluss bewirken. Phantasiereisen machen sich das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele zunutze, indem sie gezielt mit Vorstellungsbildern arbeiten und dadurch andere Bereiche beeinflussen.

 

Was bewirken Phantasiereisen im Allgemeinen?

 

Die Wirkungen von Phantasiereisen sind sehr umfangreich, sie können z.B.:

 

  • Selbsterfahrung und Erholung für Körper, Geist und Seele sein
  • ein Wohlgefühl und Geborgenheitsempfinden hervorrufen
  • beruhigend und entspannend wirken
  • für innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude sorgen
  • dazu beitragen, die innere Balance wieder herzustellen
  • die Selbstheilungskräfte aktivieren
  • die Wahrnehmung sensibilisieren
  • die Energie, Leistungsfähigkeit, Regeneration und innerpsychische Verarbeitung steigern
  • neuen Lebensmut schenken
  • Ressourcen und Möglichkeiten erkennen lassen
  • das Vertrauen in Fähigkeiten, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärken
  • die Kreativität anregen
  • Fragestellungen klären
  • die Offenheit für Veränderungen fördern und dazu beitragen, dass Entscheidungen und Lösungen für Probleme und Konflikte gefunden werden
  • helfen, scheinbar Unvereinbares zusammenzufügen, neue Ideen/Ziele zu entwickeln, durchzuspielen und umzusetzen und somit das Handeln beeinflussen
  • die Denk- und Sichtweisen verändern, u.v.m.

 

 

Für wen sind Phantasiereisen geeignet?

 

Jeder psychisch/psychiatrisch gesunde Mensch ohne Rauschmittelkonsum, der bereit ist, sich zu entspannen, und der sich auf eine Phantasiereise einlassen kann und will, kann diese Methode anwenden.

Entspannungs- und Phantasiereisen ersetzen keine Psychotherapie, können aber sehr unterstützend wirken.